Dr. Feriduni warnt vor Zunahme von Reparatur-Haartransplantationen

Ästhetische Ärzte sehen hässliche Folgen billiger – oft ausländischer – Operationen: „Die Hälfte der Zeit muss ich die Arbeit eines anderen korrigieren“

„Letzte Woche habe ich fünf Transplantationen durchgeführt. Drei davon waren Korrekturen.“ Haarspezialist Bijan Feriduni, der in seiner Klinik in Hasselt viele Patienten, sowohl bekannt als unbekannt, empfängt, schlägt Alarm: Wer sich für einen prächtigen Haarschnitt in billige Läden begibt, hat eine 80-prozentige Chance, mit Problemen zurückzukehren. Auch andere Schönheitsärzte müssen viel Nachsorge leisten. Was genau läuft schief?

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Ein Patient nach einer schlecht durchgeführten Transplantation mit Lücken im Haaransatz (links). Dadurch entstehen runde Geheimratsecken, der sogenannte Micky-Maus-Effekt, und die Haare fallen unnatürlich herunter. Direkt nach der Korrektur: ein gefüllter Haaransatz, wo die Haare in die richtige Richtung wachsen.

Wenn es sich um Haartransplantationen handelt, gilt Dr. Feriduni als Autorität in Belgien. Nicht nur unbekannte Flamen, sondern auch bekannte wie Sänger Gunther Levi kommen mit kahlen Tonsuren oder Geheimratsecken zu ihm. Aktuell ist die Wartezeit für eine Beratung bis April 2024. Aufgrund der hohen Nachfrage, denn seit der Corona-Zeit wollen mehr Menschen denn je ihr Aussehen verändern. Zahlen sind schwer zu finden, da viele kosmetische Behandlungen nicht von der Krankenkasse erstattet werden. Um Ihnen jedoch eine Vorstellung zu geben: Bei ISAPS, dem internationalen Verband der Plastischen Chirurgen, spricht man von einer jährlichen Steigerung von 20 Prozent.

Die Nachfrage sei also da, aber Spezialisten müssten zunehmend auch die Arbeit anderer korrigieren, sagt Dr. Feriduni. „Es betrifft Patienten, die oft in südliche Länder gehen, weil es dort billiger ist. Meiner Erfahrung nach haben 80 Prozent von ihnen danach Probleme.“ In seinem Kabinett sieht Dr. Feriduni fast jeden Tag enttäuschte, fast weinende Männer, weshalb er dies ansprechen will. "Was könnte schiefgehen? Erstens: der Haaransatz, der eine unnatürliche Form hat. Südliche Männer haben oft einen geraden Haaransatz, während kaukasische Typen dazu neigen, in einer V-Form oder M-Form zu wachsen. Das muss man respektieren. Manchmal ist auch der Haaransatz zu niedrig, sodass die Proportionen des Gesichts nicht mehr stimmen.“ Dr. Feriduni fährt fort: „Zweitens wird oft vergessen, dass Männer ‚temporal peaks‘ an den Seiten haben. Sie liegen oberhalb der Koteletten, es sind Haare, die entlang der Schläfen eckig ins Gesicht wachsen. Wenn dies bei einer Transplantation vergessen wird, wachsen die Haare in runden Kurven entlang des Kopfes, was wir als Mickey-Mouse-Effekt bezeichnen.“

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Doktor Feriduni, Haarchirurg aus Hasselt. Manchmal sitzen Patienten nach einem unglücklichen Erlebnis in Tränen aufgelöst im Kabinett.

Im prinzip lässt sich das alles noch korrigieren, zumindest wenn noch genug Haarkapital übrig ist. Aber auch da drückt der Schuh. „Um Haare zu transplantieren, müssen sie zunächst ‚geerntet‘ werden können“, erklärt Dr. Feriduni. „Das passiert oft am Hinterkopf, wo kahlköpfige Männer noch am meisten Haare vorhanden haben. Diese ‚Ernte‘ muss sorgfältig und mit hochwertigen Klingen erfolgen. Vorzugsweise werden die Haare einzeln oder in kleinen Büscheln entfernt. Leider passiert das in schlechten Kliniken bei größeren ‚Teppichen‘. Das geht schneller und spart Kosten, aber hinterher gibt es oft Narbengewebe, sodass man keine Haare mehr ernten kann.“

"Mit einer Transplantation kann man Wunderbares bewirken, aber ich muss 30 Prozent der Männer, die zu mir kommen, sagen: Es tut mir leid, Sie sind kein guter Kandidat. Innerhalb von 10 Jahren werden Sie mit Lücken und Büscheln zurückgelassen.“
Haarspezialist Dr. Bijan Feriduni

Auf Dauer ist das ein Problem. „Die Menschen werden immer älter. Angenommen, man füllt den Haaransatz eines Mittvierzigers zur Zufriedenheit aller aus. Aber viele Jahre später kann dieser Mann oben seine Haare verlieren. Wenn noch Haarkapital vorhanden ist, kann man es mit einer zweiten Transplantation schön auffüllen. Wenn dieses Kapital weg ist, wird dieser Mann für den Rest seines Lebens einen intakten, transplantierten Haaransatz haben, aber mit einem kahlen Oberteil. Ich darf Ihnen nicht sagen: das sieht sehr seltsam aus.“ Wie kann man so etwas vermeiden? „Der Patient muss gut informiert sein und der Arzt muss gut kalkulieren: Wie viele Haare sind da und kann die Problemzone vollständig damit ausgefüllt werden? Mit einer Transplantation kann man Wunderbares bewirken, aber zu 30 Prozent der Männer, die zu mir kommen, muss ich sagen: ‚Tut mir leid, Sie sind kein guter Kandidat. Innerhalb von 10 Jahren haben Sie Lücken und Büscheln.“ So etwas sagt ein guter Arzt, aber leider gibt es Cowboys auf dem Markt. Eine Volltransplantation kostet bei Dr. Feriduni, wie auch bei anderen namhaften Ärzten, durchschnittlich 8.000 bis 10.000 Euro.

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Bei einer Korrektur werden zunächst die schlecht platzierten Haare einzeln entfernt. Beachten Sie, dass dieser Mann vorne einen Haaransatz erhalten hat, aber das Feld dahinter war unterfüllt (links). Wenn noch genug Haarkapital im Nacken geerntet werden kann, können diese Löcher immer noch aufgefüllt werden. © RV

Feriduni: „Im Ausland macht man das für 1.000 bis 2.000 Euro. Die Leute werben auf TikTok mit tanzenden Ärzten und hüpfenden Patienten, das finde ich nicht mehr seriös. Inzwischen spart man sich Assistenten, die oft gebraucht werden, um diese arbeitsintensive Arbeit fachgerecht zu erledigen. Danach muss ich diese falsch platzierten Haare manchmal einzeln entfernen, um zu retten, was ich kann ... Ich helfe gerne, aber auch mit Schmerz im Herzen.“

Quellenangabe: Nadine Van Der Linden für HLN, 06-02-23

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